Immobilienentwicklung – Ein Thema für gemeinnützige Stiftungen?

Immobilienentwicklung – Ein Thema für gemeinnützige Stiftungen?

Nicht erst die Corona-Pandemie hat Schwierigkeiten für den Gemeinnützigkeitssektor mit sich gebracht und wird sich noch viele Monate auf die Arbeit gemeinnütziger Organisationen auswirken. Aufgrund der seit Jahren andauernden Niedrigzinsphase haben gerade gemeinnützige Stiftungen zunehmend Probleme, ihr Stiftungsvermögen zu erhalten oder daraus Erträge zu erzielen, um ihre gemeinnützigen Zwecke zu verwirklichen.

Etwas besser aufgestellt sind gemeinnützige Stiftungen, die eigene Immobilien besitzen, diese vermieten oder verpachten und daraus Einnahmen erzielen. Diese Erträge können zur Verwirklichung der gemeinnützigen Zwecke eingesetzt werden.

Die Frage, die sich immer stellt: Muss Gemeinnützigkeit voraussetzen, keine Gewinne zu erzielen? Kann es nicht auch gemeinnützig sein, ein Projekt umzusetzen mit der Absicht, Gewinne zu erzielen, wenn mit diesem Projekt gemeinnützige Zwecke verwirklicht werden?

Den Gedanken, etwas Gutes zu tun und dennoch Erträge zu erzielen, verfolgt das Impact Investing. Impact Investing beschreibt die Investition von Geldmitteln, bei der neben einer finanziellen Rendite auch die Erzielung eines sozialen und/oder ökologischen Mehrwerts im Vordergrund steht. Wichtige Gesichtspunkte hierbei sind die Nachweisbarkeit und Messbarkeit der positiven sozialen und/oder ökologischen Wirkungen.

Die Vereinten Nationen haben im Jahr 2015 die Sustainable Development Goals definiert. Sie sind eine wichtige Grundlage des Impact Investings. Bei den Sustainable Development Goals handelt es sich um 17 festgelegte Ziele, die von der Beseitigung von Armut, Förderung von Bildung und gesundem Leben über die Beachtung menschenwürdiger Arbeit und Wirtschaftswachstum bis hin zur nachhaltigen und sicheren Stadtentwicklung und der Bekämpfung des Klimawandels und seinen Auswirkungen reichen. Sie schaffen einen Rahmen für die Definition nachhaltiger und verantwortungsbewusster Ziele für die eigenen Aktivitäten.

Für immer mehr Unternehmen ist Impact Investing ein aktuelles Thema. Auch in der Immobilienbranche lassen sich Impact Investing-Projekte umsetzen. So kann beispielsweise der Bau von Kindertagesstätten oder Schulen die Bildung fördern. Gesundes Leben kann nicht nur mit dem Bau von Ärztehäusern unterstützt werden, sondern auch, wenn bei der Entwicklung von Immobiliengebieten gleichzeitig Freizeit- und Grünflächen zur Erholung und sportlichen Betätigung geplant und umgesetzt werden. Gerde solche Entwicklungen schaffen auch nachhaltige und sichere Städte und Gemeinden.

Derartige Projekte können auch für gemeinnützige Stiftungen interessant sein. Doch weil dies auch wirtschaftliche Risiken birgt und möglicherweise deren Vermögen reduziert, ist eine enge Abstimmung mit der Stiftungsaufsicht und den Finanzbehörden erforderlich. Aufgrund der aktuellen Kritik an der Umsetzung der Agenda 2030 durch die Staaten ist es zudem umso wichtiger, dass private Organisationen befähigt werden, ihren Beitrag zu leisten.

Fazit

Impact Investing im Immobiliensektor ermöglicht es gemeinnützigen Stiftungen, Erträge zu erzielen, um ihre gemeinnützigen Zwecke verwirklichen zu können oder aber Andere bei der Verwirklichung sozialer und/oder ökologischer Mehrwerte zu unterstützen. Gleichzeitig ist das Eingehen von wirtschaftlichen Risiken und die Absicht, mit einem Projekt auch Rendite zu erzielen nur schwer mit den Vorgaben des Gemeinnützigkeitsrechts vereinbar. Es bleibt abzuwarten, ob es hier in Zukunft Erleichterungen gibt.

Impact Investing – So können Stiftungen (mehr) Gutes tun

Impact Investing – So können Stiftungen (mehr) Gutes tun

Stiftungen orientieren sich daran, ihre gesellschaftliche Wirkung zu steigern und gemeinnützige Gelder für den guten Zweck einzusetzen. In Zeiten geringer Zinsen ist es häufig schwer, soziale Impulse nur aus mit erwirtschafteten Mitteln zu erreichen.

Eine Möglichkeit, die Ziele der Stiftung zu erreichen und gleichzeitig wirtschaftlich zu handeln, ist Impact Investing. Dieses wirkungsorientierte Investment ist so gestaltet, dass der finanzielle Einsatz wieder erwirtschaftet und eventuell sogar gewinnbringend angelegt wird. Dabei investiert man ausschließlich in Unternehmen und Projekte, mit denen die Stiftungsziele erreicht oder zumindest nachhaltig unterstützt  werden.

Wirksamkeit sozialer Investments

Die klassische Kaitalanlage ist allein auf den Gewinn ausgelegt. Die Spende unterstützt den sozialen Wandel. Impact Investments verbinden diese beiden Zweige und stoßen gesellschaftliche Veränderungen an, ohne auf den Kapitalansatz zu verzichten. Insbesondere Stiftungen, die ihre Gelder gemäß ihrer Satzung einsetzen wollen, kommt das entgegen.

Wer das Stiftungskapital wirkungsorientiert anlegt, läuft nicht Gefahr, in Fonds zu investieren, die indirekt die Ziele der Stiftung torpedieren. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Unternehmen unterstützt werden, die sich nicht im Sinne der Stiftung verhalten. Während „ethische Investitionen“ nur Unternehmen ausschließen, die der Umwelt oder Menschen schaden, wird beim Impact Investing das Wirkungsziel zur Strategie und das Investment darauf ausgerichtet. Anhand der definierten Ziele werden die sozialen Erfolge regelmäßig gemessen.

Höhe des sozialen Investments

Für Stiftungen ist es besonders wichtig, nicht in riskante Projekte zu investieren. Das Stiftungskapital darf nicht gefährdet werden. Start-Up-Unternehmen und neue Produktideen sind also nicht ideal, um das Geld einzusetzen. Aus diesem Grund scheuen viele kleine Stiftungen soziale Investments. In der Tat sind die genannten Einsatzgebiete eher für finanzstarke Partner mit ungebundenem Kapital geeignet. Doch es gibt auch Impact Investments, die mit einem kleinen finanziellen Einsatz auskommen. Die Dividende wirkungsorientierter Investments – selbst mit geringem Risiko – übersteigt meist die Guthaben-Zinsen bei der Bank. Rücklagen können wachsen. Das ist unabhängig davon, ob man 400, 4000 oder 400.000 Euro einzahlt. Der Gewinn fließt regelmäßig.

Möglichkeiten für wirkungsorientierte Investitionen

Es gibt mehrere Möglichkeiten der wirkungsorientierten Anlageform. Eine ist die Direktinvestition in Unternehmen, die sich den Stiftungszielen widmen, etwa dem Umweltschutz, dem sozialen Wandel oder der Bildung. Allerdings haben kleine Stiftungen hierbei oft keine Erfahrung und auch keine Manpower, um das Direktinvestment fachkundig zu betreuen.

Spezielle Impact-Investing-Fonds sind hier die einfachere Variante. Sie werden von Fondmanagern betreut, die sich auskennen und regelmäßige Berichte abliefern. Auch Bonds für soziale oder umweltfreundliche Aktionen und Projekte sind eine Möglichkeit des Investments. Die zinstragenden Wertpapiere sorgen für einen finanziellen Ertrag, während das Geld für stiftungsrelevante Zwecke eingesetzt wird. Auch in Sachwerte wie Immobilien können kleine Stiftungen investieren, etwa mit Blick auf die Energieeffizienz oder die Nutzung. Wichtig ist auch hier der Bezug zu den Stiftungszielen.

Stiftungsvermögen und Fördermittel

Selbstverständlich sind auch beim wirkungsorientierten Investment die Stiftungssatzung und die Gesetze des Stiftungs- und des Gemeinnützigkeitsrechts zu beachten. Hohe finanzielle Risiken sind somit ausgeschlossen und die Stiftungsziele müssen trotz Investment mit dem vorhandenen Vermögen erreichbar sein. Wirkungsorientierte Investments sind unter Berücksichtigung der Anlagerichtlinien grundsätzlich mit dem Stiftungsvermögen und mit Fördermitteln möglich. Verantwortliche sollten hierzu die Anlagerichtlinien prüfen und gegebenenfalls überarbeiten lassen.

Auch die Aufsichtsbehörden sollten über die Anlageform informiert werden, bevor es losgeht. Bestenfalls wird ein Experte befragt, denn es gibt einige Details zu beachten. So dürfen Investitionen aus Fördermitteln beispielsweise nur an gemeinnützige Organisationen fließen.

Die 17 Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung

Stiftungen haben es angesichts der zahlreichen Möglichkeiten zum wirkungsorientierten Kapitaleinsatz heute leicht, ein passendes Projekt zu finden. Der zu wählende Themenbereich ist natürlich von den Stiftungszielen abhängig. Auf der
UNO-Vollversammlung 17 Ziele festgelegt, die auch für ein Impact-Investing relevant sind. Sie reichen von nachhaltiger Landwirtschaft über Bildung und Gesundheit bis hin zur Armutsbekämpfung und zur Wasserversorgung. Die Ziele im Einzelnen:

  • Armut beseitigen
  • Ernährung sichern
  • Gesundes Leben ermöglichen
  • Bildung für alle fördern
  • Gleichstellung der Geschlechter erreichen
  • Wasser und Sanitärversorgung gewährleisten
  • Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher Energie schaffen
  • Menschenwürdige Arbeit für alle fördern
  • Nachhaltige Industrialisierung unterstützen
  • Ungleichheit verringern
  • Nachhaltige und sichere Städte und Siedlungen
  • Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen sicherstellen
  • Klimawandel und seine Auswirkungen bekämpfen
  • Nachhaltige Nutzung der Meere
  • Landökosysteme schützen
  • Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen schaffen
  • Globale Partnerschaft stärken

Wirkung von Impact Investments messen

Ebenso wichtig wie die Wahl des Investment-Projekts ist die Messung der Wirksamkeit sozialer Investments. Finanziell ist das recht einfach. Die soziale Wirksamkeit hingegen lässt sich zunächst nicht einfach mit Zahlen nachprüfen. Um die Voraussetzungen für Wirkungsnachweise zu schaffen, müssen zunächst die Eckpunkte definiert werden. Dies geschieht in der Regel mit einer Wirkungstreppe. Was muss wann bei wem erreicht werden, um welche Wirkung zu erzielen? In der Basis könnte das zum Beispiel sein, die Zielgruppe zu erreichen und Aktionen nach Plan durchzuführen. Erst dann wird die anvisierte Wirkung umrissen. Hier geht es bei sozialen Projekten zum Beispiel darum, dass sich das Bewusstsein für ein Problem ändert, dass die Zielgruppe ihr Handeln ändert, dass Lebenssituationen sich verbessern und die Gesellschaft sich wandelt.

Wirkungsziel und Investment müssen dabei natürlich in seinem gesunden Verhältnis stehen und die Indikatoren für die Messung müssen realistisch ausfallen. Leider lässt sich nicht immer alles genau messen, zumal Veränderungen Zeit brauchen und Impact Investments sehr langfristig wirken. Dennoch sind Analysen möglich, an denen sich die Stiftung orientieren kann.

Kriterien für die Auswahl des Impact-Investment-Projekts

In erster Linie sind die Stiftungsziele ausschlaggebend für das passende Projekt beim Direktinvestment. Darüber hinaus können sich Verantwortliche bei der Auswahl an einigen Punkten orientieren. So ist es zum Beispiel wichtig, dass das Projekt praxiserprobt ist und zur Zielgruppe durchdringt. Nur wenn die Zielgruppe sich angesprochen fühlt, ist ein Wirkung zu erzielen. Basieren die geplanten Handlungsschritte auf Erfahrung, ist der Erfolg wahrscheinlicher. Außerdem sind eine hohe Kompetenz auf Führungsebene und eine klare Struktur im Ablauf gute Indikatoren für erfolgsversprechende Projekte. Auch Finanzierungskonzepte und Kontrollmechanismen dürfen nicht fehlen. Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen das Projekt und tragen zu guten Ergebnissen und Akzeptanz bei.

Beim Social-Impact-Bond bilden die öffentliche Verwaltung, Sozialdienstleister und Kapitalgeber eine Gemeinschaft. Die Stiftung gibt hier also einen sozialen Wirkungskredit, dessen Rahmenbedingungen vorher festgelegt werden. Hier müssen Verantwortliche prüfen, ob die Investition mit den Anlagerichtlinien der Stiftung kompatibel ist. Die Ergebnisse des Projekts werden von einem Gutachter beurteilt.

Green-Bonds, die für Stiftungen aus dem Umweltbereich interessant sind, werden in Deutschland zum Beispiel von der
Kreditanstalt für Wiederaufbau auf den Markt gebracht. Die grünen Anleihen entsprechen in der Handhabung normalen
Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen. Green Bonds sollten aber dem freiwilligen Standard der Green Bond Principles (GBP) gerecht werden. Hier können sich Verantwortliche erkundigen, ob die Einhaltung offengelegt wird, obwohl der Nachweis nicht verpflichtend ist. Wer in klassische Fonds investieren möchte und sich nicht gut damit auskennt, sollte einen Experten um Rat fragen, der aktuelle Möglichkeiten und Anbieter im Blick hat.